MOTO GUZZI & FRANKREICH
Die originalen 30er Vierkantvergaser haben 25 Jahre lang ihren Dienst versehen und den Guzzimotor mehr oder weniger gut mit brennbarem Gemisch versorgt.
Diese lange Zeit und die damit verbundenen Kilometer haben natürlich Spuren hinterlassen in Form von Riefen im Vergaser und am Schieber.
Auch besonders temperamentvoll war die Guzzi nie - also was tun ??
Ein Freund von mir hat 32er Rundschieber-Vergaser an seiner 850T3, die damit angeblich mehr Power haben soll.
Zufällig stieß ich bei einer Internetauktion auf ebensolche 32er Rundschieber-Dell’Ortos.
Die genaue Bezeichnung lautet: PHF32 CS/DS. Kurzentschlossen wurden die Dinger inklusive Gaszügen und polierten Ansaugstutzen für 200.- Euro erworben.
Aussen waren die Vergaser supersauber, doch beim Zerlegen zeigte sich, daß sie dringend einer Reinigung bedurften. Auch die Dichtungen waren teilweise rissig und mußten ersetzt werden.
Der zylinderseitige Durchmesser ist bei den 32ern grösser.
Um den geringeren Ansaugkrümmerdurchmesser auszugleichen werden neu Dichtringe aus spritfestem Kunststoff gedreht:
Die Choke-Kolben wurden komplett getauscht, nur die kurzen Gaszüge vom Verteiler mussten neu gefertigt werden.
Statt der polierten Ansaugtrichter wurden Powerfilter von Louis montiert, schliesslich soll der Motor noch ein Weilchen halten.
Nach einer groben Voreinstellung (Spiel der Gaszüge, Gemischschrauben 1 1/2 Umdrehungen raus) wurde der Benzinhahn geöffnet.
Fast sofort lief das teure Super aus den überfluteten Schwimmerkammern - also erstmal Benzinhahn wieder zu.
Anscheinend klemmten die Schwimmerventile.
Ein paar Vibrationen würden sie schon lösen.
Also: Choke ziehen, Zündung an und den Motor gestartet (springt gut an).
Nach kurzer Zeit Benzinhahn wieder auf - und siehe da: alles dicht!
Noch eben den Leerlauf eingestellt und ab zur ersten Probefahrt.
Die Guzzi ist wie umgewandelt:
Bisher legte der Motor beim Gasgeben erstmal eine Gedenksekunde ein,
um dann gemächlich hochzudrehen.
Nun zieht der Motor sauber hoch, und das aus jeder Drehzahl.
Zum Überholen einmal kurz runterschalten,
und die alte Dame beschleunigt wie ein junges Häschen.
Fazit:
Der Umbau hat sich wirklich gelohnt.
Ein Satz neuer (36er) Vergaser, z.B. von Moto Spezial, hätte inklusive der dafür notwendigen neuen Ansaugkrümmer ca. 350-400 Euro gekostet.
Die beiden gebrauchten Vergaser waren teilweise unterschiedlich bedüst.
Leider wurden zwischenzeitlich beide Zylinderkopfdichtungen undicht, so daß die Vergaser nicht vernünftig einzustellen waren.
Dieses Problem mußte also zuerst behoben werden. Die Dichtungen wurden von Escher bezogen, wobei allerdings die neuen Zylinderfußdichtungen doppelt so dick waren wie die alten (1,2 statt 0,6 mm).
Damit wird zwar die Kompression reduziert, aber das schont den Motor. Und Testfahrten haben gezeigt, daß nun kein Superplus mehr nötig ist, um das Beschleunigungsklingeln zu vermeiden.
Dann ging es an die Optimierung der Spritversorgung. Das Probieren verschiedener Düsen mit anschliessendem Testfahren führte zur aktuellen Bestückung der 32er Dell’Ortos:
Bauteil |
Kaufzustand |
Ist-Einstellung |
Bemerkungen |
Nadel |
K16 |
K16 |
|
Schieber |
60/3 |
60/3 |
|
Hauptdüse |
135 |
132 |
128 zu mager |
Leerlaufdüse |
60 u. 58 |
58 |
53er zu mager, |
Nadel |
mittlere Kerbe |
mittlere Kerbe |
|
Nadeldüse |
? |
? |
|
Gemischschraube |
? |
1 3/4 Umdrehungen |
1 1/2 zu mager |